Histaminintoleranz – Test, Ursachen, Symtome

Wenn nach der Aufnahme verschiedener Nahrungsmittel sich plötzlich Magen- und Kopfschmerzen oder eine verstopfte Nase zeigen, kann eine Histaminintoleranz dahinter stecken. Hierbei reagiert der Körper gegen verschiedene Stoffe im Essen, was zu Beschwerden führen kann. Ob es sich bei den Symptomen wirklich um eine Unverträglichkeit gegen Histamin handelt, oder ob eine andere Krankheit dahinter steckt, muss mit aufwendigen Tests untersucht werden.

Was ist eine Histaminintoleranz?

Bei Bestehen einer Histaminintoleranz, ist es dem Körper selbst, beispielsweise aufgrund des Mangels an Enzymen, nicht möglich, große Mengen an Histamin abzubauen. Histamin selbst ist ein sogenanntes Bio-Molekül. Dieses kommt sowohl bei Menschen und Tieren als auch bei Pflanzen vor. Wird der Körper nun daran gehindert das Histamin abzubauen, kommt es zu einem Ungleichgewicht im Körper. Dadurch wird mehr Histamin aufgenommen als abgebaut werden kann – das Resultat ist eine Unverträglichkeit. Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen als auch Magenschmerzen treten relativ kurzzeitig nach der Nahrungsaufnahme auch.

Wie häufig tritt die Histaminintoleranz auf?

In Deutschland sind rund 1 % der Bevölkerung von einer Histaminintoleranz betroffen. Die Wahrscheinlichkeit für Frauen daran zu erkranken liegt im mittleren Alter deutlich höher als bei Männern.

Histaminabbau im Körper

Am Abbau des Histamins im Körper sind zwei Enzyme beteiligt:

  • DAO (Diaminoxidase)
  • HNMT (Histamin-N-Methyltransferase)

DAO (Diaminoxidase)
Es handelt sich bei diesem Enzym um ein Protein, welches von den Zellen nach außen abgegeben wird, wo sich das Histamin befindet. Damit dieses Enzym einwandfrei funktionieren kann, benötigt der Körper ausreichende Mengen an Vitamin B6. Das Histamin, das durch die Nahrung in den Körper gelangt, wird hauptsächlich von der Diaminoxidase im Dünndarm abgebaut.

Bei Schwangeren findet aufgrund eines erhöhten Diaminoxidase-Gehalts ein besonders zügiger Abbau des Histamins statt. Dies ist außer für die Frau selbst, auch für das Kind im Bauch vorteilhaft, da ein hoher Histamingehalt ansonsten für frühzeitige Wehen sorgen könnte.

HNMT (Histamin-N-Methyltransferase)
Die Methyltransferase ist ebenfalls ein Protein bzw. Enzym, was hauptsächlich damit beschäftigt ist, das sich bereits im Körper befindende Histamin abzubauen. Dieses befindet sich innerhalb der Zellen. Das sich in den Zellen befindende Histamin wird zu einem Großteil von den Bakterien im Dickdarm produziert.

Die Ursachen einer Histaminunverträglichkeit

Die generelle Ursache einer Histaminintoleranz ist, dass das sich im Körper befindende Histamin nicht vom Körper ausreichend abgebaut werden kann. Für den Abbau sind sowohl extrazelluläre (außerhalb der Zelle liegende als auch intrazellulär (innerhalb der Zelle liegend) Enzyme notwendig. Besteht eine Intoleranz, dann ist die Aktivität eines oder beider Enzyme gestört.

Außer einem Problem an den Enzymen selbst kann auch eine plötzlich zu hohe Aufnahme von Histamin verantwortlich sein. In solch einem Fall treten die Symptome dann auf, wenn die Betroffenen sowohl Lebensmittel als Medikamente mit einem hohen Histamingehalt zu sich nehmen. Diese Symptome werden auch als eine pseudoallergische Reaktion bezeichnet.

Histamin in Lebensmitteln

Der Histamingehalt in Lebensmitteln unterscheidet sich sowohl je nach Nahrungsmittel als auch Reife. Dies bedeutet, dass sowohl die Lagerung als auch die Verarbeitung einen großen Einfluss darauf hat, wie viel Histamin sich später im Essen befindet. Dies erschwert die Bestimmung der Menge in den Speisen für die Betroffenen. Das Einzige was hilft, ist bestimmte Essen und Getränke mit einem höheren Gehalt ganz zu meiden.

Zudem gibt es Lebensmittel, die selbst zwar keinen hohen Gehalt an Histamin aufweisen, jedoch die Produktion dieses Stoffs im Körper begünstigen. Dies führt dazu, dass nach der Nahrungsaufnahme die Ausschüttung des im Körpers produzierten Histamins angetrieben wird.

Im Gegensatz dazu gibt es wiederum auch Lebensmittel, die dafür sorgen, dass der Gehalt des Histamins im Körper gesenkt wird, beziehungsweise sorgen sie für eine verlangsamte Aufnahme des Stoffs im Dünndarm.

Lebensmittel mit hohem Histamingehalt

  • Avocado
  • Spinat
  • Meeresfrüchte
  • Salami
  • Schinken
  • geräuchertes Fleisch
  • Fisch aus Konserven
  • Bier
  • Käse
  • Sauerkraut
  • Rotwein
  • Essig
  • Pilze

Histamin in Medikamenten

Auch Medikamente können eine hohe Dosis an Histamin aufweisen. Bei einigen Wirkstoffen ist es zudem so, dass diese die Freisetzung des Stoffs in den Zellen im Körper begünstigen. Dann gibt es wiederum bestimmte Medikamente, die dafür sorgen, dass die Enzyme daran gehindert werden das Histamin im Körper abzubauen.

Medikamente die es bei einer Histaminintoleranz zu meiden gilt:

  • Acetylcystein
  • Ambroxol
  • Amitriptylin
  • Cimetidin
  • Cyclophosphamid
  • Dobutamin
  • Metamizol
  • Metoclopramid
  • Metronidazol
  • Prilocain
  • Propafenon
  • Verapamil

Weitere Ursachen für eine Histaminunverträglichkeit

Außer Lebensmittel und Medikamente gibt es noch weitere Ursachen für eine Histaminintoleranz.

  • die Kombination unterschiedlicher Nahrungsmittel
  • die Häufigkeit der Nahrungsaufnahme
  • Stress
  • Alkoholkonsum
  • hormonelle Veränderung
  • Darmerkrankung
  • Störung der Darmflora

Die Symptome

Eine Histaminintoleranz zeigt sich auf unterschiedliche Weise. Die Symptome können dabei entweder sofort nach der Nahrungsaufnahme beziehungsweise Einnahme von Medikamenten auftreten oder erst stark verzögert, nach mehreren Stunden. Die Stärke der Beschwerden hängt immer vom Einzelfall ab. Viele Betroffene merken beispielsweise erst sehr spät im Leben, dass sie an einer Histaminunverträglichkeit leiden, da sich die Symptome bisher nie stark zeigten.

In den häufigsten Fällen erscheinen immer zwei bis drei Symptome gleichzeitig, wenn eine Unverträglichkeit besteht.

Zusammenfassung aller Symptome

Verdauungsbeschwerden

  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Asthma

Beschwerden auf der Haut

  • Juckreiz
  • Ausschlag
  • Quaddeln
  • Rötungen

Beschwerden des Herz-Kreislaufsystems

  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühl
  • Müdigkeit
  • Herzrasen

Weitere mögliche Symptome die nur vereinzelnd auftreten:

  • Sodbrennen
  • Schweißausbrüche
  • Kribbeln in den Extremitäten
  • Sehstörungen
  • Niesen
  • Augenjucken
  • Gelenkschmerzen
  • Hitzewallungen
  • Schlafstörungen
  • Akne
  • Ohrenschmerzen
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Die Diagnose

Damit eine Histaminintoleranz diagnostiziert werden kann, ist eine umfassende Untersuchung notwendig. Zunächst ist dafür nötig, dass andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden. So zeigen beispielsweise Nahrungsmittelallergien, eine Glutenunverträglichkeit, chronische Darmkrankheiten sowie Laktoseintoleranz ähnliche Beschwerden.

Nach dem Ausschluss anderer Krankheitsbilder erfolgt die Diagnose. Dafür wird den Patienten oft die Führung eines Ernährungstagebuchs samt auftretender Symptome empfohlen.

Danach folgen der sogenannte Provokationstest und eine anschließende Untersuchung des Bluts, Urins und der Dünndarmschleimhaut beim Patienten.

Provokationstest

Der Provokationstest dient dazu die maximale Histamin-Menge zu ermitteln, die der Patient verträgt. Dafür wird den Betroffenen in bestimmten Abständen Histamin verabreicht. Dabei wird die Menge stetig erhöht, bis sich erste Symptome zeigen.

Dieser Test darf nicht ohne ärztliche Aufsicht im Selbstversuch stattfinden, da die Reaktionen auf das Histamin selbst nicht eingeschätzt werden können. Der Provokationstest dient meist als Vorstufe einer histaminarmen Ernährung.

Laboruntersuchung

Eine weitere Möglichkeit ist es, die Aktivität der Enzyme, die für den Abbau des Histamins verantwortlich sind, zu untersuchen. Auch wenn die Resultate dabei relativ genau sind, ist es immer schwer zu beurteilen, welche Bedeutung die Ergebnisse dabei haben. Generell können bei der Diagnose das Blut, der Urin sowie die Dünndarmschleimhaut untersucht werden.

Blutuntersuchung

Das Blut zeigt die Aktivität der Diaminoxidase. Dieses Enzym ist vor allem für den Abbau des Histamins aus der Nahrung verantwortlich. Neben der Aktivität kann im Blut auch die Konzentration des Histamins bestimmt werden. So könnten sehr hohe Werte darauf schließen, dass möglicherweise eine Intoleranz vorliegt, beziehungsweise dass der Abbau gestört ist. Hohe Histaminwerte im Blut können jedoch auch auf andere Krankheiten hindeuten.

Urinuntersuchung
Der Urin wiederum gibt eine Auskunft über die Aktivität der Methyltransferase. Dieses Enzym baut das Histamin ab, was vom Körper selbst hergestellt wird. Somit gibt eine Urinuntersuchung keine Aussage darüber, ob das Histamin aus der Nahrung abgebaut wird oder ob dieser Abbau gestört ist. Dies bedeutet, dass eine im Urin festgestellte hohe Konzentration von Histamin keine eindeutigen Hinweise für eine bestehende Histaminunverträglichkeit ist.

Untersuchung der Dünndarmschleimhaut
In der Dünndarmschleimhaut kann die Aktivität beider Enzyme, die für den Abbau des Histamins verantwortlich sind, gemessen werden. Die durch die Untersuchung entstehenden Resultate gelten als bisher aussagekräftigsten. Dennoch kann nicht zu 100 % festgestellt werden, ob es sich bei einem erhöhten Konzentrationsgehalt von Histamin, um einen Überschuss des Stoffs aus der Nahrung, der Medikamente oder des vom Körper selbst produzierten Histamins handelt.

Die Therapie

Sobald eine Histaminunverträglichkeit vom Arzt festgestellt wird, sollte eine Therapie begonnen werden. Generell hilft gegen eine Intoleranz nur eine komplette Ernährungsumstellung, bei der die betroffene Person auf Lebensmittel mit einem hohen Histamingehalt verzichtet.

Oft ist es auch nötig, dass zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden müssen, damit genügend Vitamin B6, das für die Funktion des Enzyms DAO notwendig ist, im Körper besteht. Es ist auch möglich, das Enzym selbst in Form von Kapseln einzunehmen, sodass auf die Nahrungsumstellung verzichtet werden kann. Rein wissenschaftlich wird diese Art der Therapie jedoch kritisch betrachtet.

Ernährungsumstellung

Die Ernährungsumstellung führt nicht nur zu einer Verbesserung der Symptome, sie kann zudem dazu beitragen, dass die Histaminintoleranz selbst gelindert wird. In vielen Fällen ist es zudem so, dass die Betroffenen aufgrund der Ernährungsumstellung für einen bestimmten Zeitraum, viele der Lebensmittel mit einem hohen Histamingehalt danach wieder vertragen können.

Die Ernährungsumstellung erfolgt in drei Schritten:

Schritt 1: Geringere Einnahme von Histamin
Zunächst wird versucht auf allen Lebensmittel zu verzichten, die einen hohen Histamingehalt besitzen. Zudem sollten zeitgleich Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, damit das Mindestmaß an Nährstoffen im Körper gewährleistet werden kann. Diese Art der Nahrungsumstellung sollte mindestens zwei Wochen andauern, damit sich der Körper von dem Histamin erholen kann. In dieser Zeit sollte zudem eine Verbesserung der Symptome auftreten.

Schritt 2: Lebensmitteltest durchführen
In einem zweiten Schritt werden dann einige Lebensmittel mit einem höheren Histamingehalt wieder in die Ernährung eingebaut. Dadurch wird getestet, ob und wie welche Nahrungsmittel vertragen werden. Diese zweite Phase sollte vier Wochen andauern. Zeitgleich sollte unbedingt ein Ernährungstagebuch geführt werden, indem auch die Symptome festgehalten werden.

Nur so ist es möglich, genau herauszufinden, ob wirklich eine Histaminintoleranz vorliegt, und wenn ja, gegen welche Lebensmittel. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass das Histamin nur bis zu einer bestimmten Menge vertragen wird. Diese gilt es dann in diesem zweiten Schritt herauszufinden.

Schritt 3: Neue Ernährung
Im letzten Schritt wird nun basierend auf den Ergebnissen ein neuer Ernährungsplan erstellt. In diesem werden nun entweder einige Lebensmittel mit einem hören Histamingehalt aufgenommen oder es muss auf alle Lebensmittel dieser Art verzichtet werden.

Dieser Ernährungsplan sollte dann mindestens ein Jahr lang getestet werden. Sind die Symptome komplett verschwunden und fühlt sich sehr Patient insgesamt wohl, kann an diesem Plan festgehalten werden. In vielen Fällen zeigt sich nach einigen Jahren eine Besserung oder manchmal sogar eine komplette Heilung der Intoleranz.

Medikamentöse Behandlung

Sollte es nicht möglich sein eine strikte Ernährungsweise einzuhalten, kann auch eine Behandlung mittels Medikamente erfolgen, die natürlich kein Histamin enthalten dürfen. Es handelt sich dabei um Antihistaminika. Es ist wichtig, dass diese Medikamente nur in Ausnahmefällen eingenommen werden, da sie nicht dafür sorgen, dass die Enzyme besser arbeiten, sondern die Symptome einer Unverträglichkeit unterdrücken.

Zudem gilt zu beachten, dass die Einnahme von Medikamenten zuvor unbedingt mit einem Arzt abgesprochen werden muss.

Möglichkeiten zur Prävention

Da trotz vieler Untersuchungen keine genaue Aussage darüber getroffen werden kann, was die Ursache für die Entstehung ist, ist es bisher nicht möglich, dieser Unverträglichkeit vorzubeugen. Da auf der Welt nur ein sehr geringer Prozentsatz an Menschen an einer Histaminintoleranz leidet, wird nicht angenommen, dass sie eine bestimmte Ursache hat.

Generell ist es jedoch hilfreich stets auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, um keinen unnötigen Überschuss an Histamin im Körper zu schaffen. Auch der Verzicht auf Medikamente mit einem hohen Gehalt an Histamin kann zumindest dazu beitragen, die Konzentration im Körper im normalen Bereich zu halten.

5 häufig gestellte Fragen

Kann eine Histaminintoleranz plötzlich auftreten?
Ja. Es ist zudem so, dass eine Histaminintoleranz in den meisten Fällen nicht angeboren ist. Sie tritt meist erst im Erwachsenenalter auf und besteht dann entweder ein Leben lang oder für einige Jahre. Bei Frauen zeigen sich die ersten Symptome meist im mittleren Alter.

Kann eine Histaminintoleranz wieder verschwinden?
Ja. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen nicht ihr Leben lang unter einer Histaminintoleranz. Diese verschwindet jedoch nicht automatisch, sondern wird erst durch eine radikale Ernährungsumstellung besser. Erst wenn diese über einige Monate erfolgreich war, kann getestet werden, ob die Unverträglichkeit noch besteht.

Ist eine Histaminintoleranz tödlich?
Dies ist immer vom Einzelfall abhängig. Generell ist die Unverträglichkeit selbst nicht tödlich, da auf die symptomauslösenden Lebensmittel verzichtet werden kann. Wird die Histaminintoleranz jedoch ignoriert, können sich die Symptome verschlimmern und unter Umständen auch zum Tod führen. Dies kann bei Asthma der Fall sein oder bei einer akuten Entzündung des Magen-Darmtraktes.

Kann eine Histaminintoleranz unbemerkt bleiben?
Generell ist es durchaus möglich, dass eine Histaminintoleranz zu spät oder gar nicht bemerkt wird. Dies liegt auch daran, dass die Symptome falsch gedeutet werden, da diese oft auch auf andere Krankheiten schließen lassen. Das Resultat ist dann, dass die falsche Behandlungsmethode angewendet wird und sich die Symptome in manchen Fällen verschlimmern. Aus diesem Grund ist es wichtig, beim sofortigen Auftreten von Beschwerden einen Arzt aufzusuchen, der dann eine genaue Diagnose erstellt.

Können Kinder auch unter einer Histaminintoleranz leiden?
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung im Erwachsenenalter höher liegt als im Kindesalter, können durchaus auch Kinder und selbst Babys an einer Histaminintoleranz leiden. Für Eltern ist dies oftmals besonders schwer, da auf jegliche Beschwerden geachtet werden muss, und diese bei einer anderen Person oft schwer einzuschätzen sind. Besonders Babys weinen oft aus unterschiedlichen Gründen. Sollte ein Verdacht auf eine Unverträglichkeit von Histamin bestehen, ist unbedingt ein Kinderarzt aufzusuchen.