In jedem gut sortierten Supermarkt finden wir sie – hellbraune Wurzeln, die in ihrer Form Fingern und Zehen ähneln. In unseren Breiten bis vor wenigen Jahren hauptsächlich als Gewürz geschätzt, finden die wenig attraktiven Knollen zunehmend auch als Heilmittel Verwendung, da sie in vielerlei Hinsicht gesundheitsfördernde Eigenschaften aufweisen und bei diversen Leiden Linderung versprechen.
Heilpflanze aus den Tropen
Schnellfinder
Seit vielen Jahrhunderten zählt die Ingwer-Pflanze zu den typischen Heilpflanzen der asiatischen Medizin. Sie wird heute überwiegend in tropischen und subtropischen Regionen Chinas sowie in Indien angebaut. Zwar erreicht die einem Bambus-Gewächs ähnelnde Blattpflanze mit dem botanischen Namen Zingiber officinale eine Höhe von bis zu 1,5 Metern, doch wird lediglich der unterirdische Teil genutzt.
Sind die Bedingungen besonders günstig, lässt sich Ingwer auch in unseren Breiten kultivieren und ernten. Allerdings ist eine besonders sorgfältige Pflege erforderlich, um die volle gesunde Wirkung der Pflanze zu erhalten.
Scharf-würzige Note
Die saftige, gelbe Pflanzenfaser, welche sich unter der dünnen Schale des Ingwer-Rhizoms befindet, enthält etwa 2 Prozent ätherisches Öl. Würzig bis scharf im Geschmack, unterscheidet sich das Aroma je nach regionaler Herkunft mitunter deutlich. Frisch oder getrocknet, verleiht Ingwer Suppen und Fleischgerichten eine asiatische Schärfe. Einen schmackhaften wärmenden Tee kann man genießen, indem wenige dünne Scheiben geschälter Ingwer mit heißem Wasser aufgebrüht werden.
Genuss als Süßigkeit
Um Ingwer als Süßigkeit zu genießen, schälen Sie die Wurzel und schneiden sie in Scheiben. Nun geben Sie zu gleichen Mengen Zucker und Wasser (beispielsweise 200 ml auf 200 g Zucker) in einen kleinen Topf, kochen die Masse kurz auf und lassen sie anschließend abkühlen. Anschließend geben Sie das Zuckerwasser sowie die Ingwerscheiben in eine Schüssel, welche über Nacht in den Kühlschrank gestellt wird. Am nächsten Morgen lassen Sie die Ingwerscheiben im Sieb abtropfen und rollen selbige in Zucker. Besonders gut eignet sich ein Stückchen kandierter Ingwer zum Tee oder in klein gehackter Form als Zugabe in das Weihnachtsgebäck.
Auf Frische achten
Beim Kauf der Ingwerknolle gilt es darauf zu achten, dass sie fest ist und eine glatte Haut hat. Wirkt sie eher schrumpelig, lässt dies auf ein vertrocknetes Inneres schließen.
Die Wunderknolle
Unscheinbar in ihrem Aussehen, vermag die Ingwer-Wurzel eine ganze Reihe von Schmerzen zu lindern. Dies ist auf die besonderen Pflanzenstoffe zurückzuführen, bei denen es sich um die Scharfmacher Gingerole und Shogaole handelt. Da diese ähnlich wie wie Acetylsalicylsäure wirken, gilt Ingwer auch als natürliches Aspirin.
Stärkung der Abwehrkräfte
Viele Menschen wissen um die heilende Wirkung des Ingwer bei Erkältungserkrankungen und Grippe. So lassen sich Beschwerden wie Husten und Schnupfen schnell lindern, indem alle zwei Stunden eine Tasse Ingwertee getrunken wird, welcher sich hervorragend zum Schleimlösen eignet. Darüber hinaus sorgt das Getränk für eine wohlige Wärme von innen. Auch eine Karotten-Ingwer-Suppe schmeckt nicht nur gut, sie stärkt darüber hinaus das Immunsystem. Die erwiesene Steigerung des menschlichen Immunsystems durch Ingwer wird durch dessen Stoffe Glutathion sowie Ingwaron erreicht.
Ingwertee zubereiten:
- Zwei Esslöffel frisch geriebenen Ingwer in einen Topf geben
- Einen Liter Wasser hinzugeben und zehn Minuten kochen lassen
- An der Oberfläche schwimmende Faserstoffe entfernen und mit Honig oder einem Spritzer Zitronensaft verfeinern
Probates Mittel gegen Reisekrankheit
Die scharfen Inhaltsstoffe des Ingwer führen zu einer vermehrten Ausschüttung von Verdauungsenzymen im Körper, sodass die Knolle sehr gut bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, Übelkeit, Brechreiz und bei Reisekrankheit hilft. Sollten Sie zu Reisekrankheit neigen, empfiehlt es sich, zwei Stunden vor Reisebeginn ein Glas Ingwertee zu trinken und während der Reise ein Stück kandierten Ingwer oder Ingwerstäbchen zu knabbern. Während der Verzehr von Ingwer insbesondere bei Reisen mit dem Flugzeug, Auto oder der Bahn seine heilende Wirkung entfaltet, erwies er sich bei Schiffsreisen bisher als weniger wirksam. Die seitens vieler Seefahrer angemerkte beruhigende Wirkung ließ sich bisher wissenschaftlich nicht bestätigen.
Herz und Kreislauf
Der Ingwerknolle wird nachgesagt, dass sie das Herz-Kreislauf-System stärkt. Verantwortlich hierfür sind die Scharfmacher, die die Durchblutung fördern. Allein der tägliche Genuss von 5 Gramm Ingwer verhindert einer dänischen Studie zufolge die Anfälligkeit für Thrombose und Schlaganfall.
Ingwer als Helfer bei Verdauungsproblemen
Leiden Sie oft unter Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Verstopfungen, sollten Sie häufiger auf Ingwer zum Würzen zurückgreifen. Die enthaltenen Scharfstoffe sorgen nicht nur für eine Linderung der Schmerzen. Sie können darüber hinaus einen rebellierenden Magen beruhigen. So wird durch die Gingerole und Shogaole die Gallensaftproduktion angekurbelt, was zu einer beschleunigten Fettverdauung führt. Empfehlenswert ist der Verzehr von Ingwer daher besonders nach einem fettigen Essen, welches später schwer im Magen liegt. Fehlt es an Appetit, kann der Genuss einer Tasse Ingwertee hilfreich sein.
Ingwer als Helfer zur Gewichtsreduktion
Mit Ingwer angereicherte Speisen stimulieren die Bauchspeicheldrüse. In der Folge verdaut der Körper die Nahrung wesentlich besser und die Fettverbrennung wird angekurbelt.
Mit Ingwer baden gehen
Liegen Glieder-, Muskel- oder rheumatische Beschwerden vor, lassen sich diese Leiden mit einem Ingwerbad lindern. Dazu lassen Sie dazu ein Stück durchgeschnittene Ingwerwurzel in einem Liter Wasser einige Minuten lang kochen. Anschließend geben Sie den Sud durch ein Sieb in das Badewasser und genießen ein 15-minütiges Bad in die Wanne. Leiden Sie unter Arthrose, können Sie mit dem Sud ein sauberes Geschirrtuch tränken und das schmerzendes Gelenk damit umwickeln. Sobald es nicht mehr heiß ist, nehmen Sie es wieder ab.
Vorsicht bei Schwangerschaft
Zwar gilt eine Tasse Ingwertee oder Ingwerwasser während der Schwangerschaft als wirksames Mittel gegen Übelkeit, größere Mengen sollten jedoch nicht verzehrt werden. Insbesondere ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat ist der Genuss der scharfen Pflanze mit Vorsicht zu genießen, da ihre Inhaltsstoffe gesundheitsschädlich für das Ungeborene sein können. Ein übermäßiger Verzehr kann zudem frühzeitige Wehen auslösen, welche der eigentlich hemmenden Wirkung von Ingwer gegenüber Schwangerschaftsbeschwerden entgegenstehen. Ein individuelles Beratungsgespräch mit dem Arzt ist hier sinnvoll.
Nicht nur Schwangere, auch andere Gruppen halten sich hinsichtlich des Genusses von Ingwer besser zurück. Menschen mit einem empfindlichen Magen sollten auf die Knolle verzichten, da durch ihren Verzehr viel Magensäure gebildet wird. Ebenfalls ungeeignet ist die scharfe Wurzel für Personen mit hohem Blutdruck oder mit Gallensteinen. Da Ingwer wie auch Aspirin die Blutgerinnung beeinflusst, sollte die Wurzel vor einer Operation nicht auf dem Speiseplan stehen.